Samstag, 16. Februar 2008

Autopoiesis und manu propria Kinesitherapie


Autopoiesis bzw. Autopoiese (altgriech. αὐτός, „selbst“, und ποιέω, „schaffen“) ist der Prozess der Selbsterschaffung und -erhaltung eines Systems. Autopoiesis ist das charakteristische Organisationsmerkmal von Lebewesen bzw. lebenden Systemen. Der Begriff wurde von dem chilenischen Neurobiologen Humberto Maturana geprägt.

Autopoietische Systeme (beispielsweise Menschen und andere Säugetiere) sind rekursiv organisiert, d.h. das Produkt des funktionalen Zusammenwirkens ihrer Bestandteile ist genau jene Organisation, die die Bestandteile produziert. Durch diese besondere Form der Organisation lassen sich lebende von nicht-lebenden Systemen unterscheiden:

nämlich dadurch,

"dass das Produkt ihrer Organisation sie selbst sind, das heisst, es gibt keine Trennung zwischen Erzeuger und Erzeugnis. Das Sein und das Tun einer autopoietischen Einheit sind untrennbar, und dies bildet ihre spezifische Art von Organisation."
Maturana, H. R. / Varela, F. J.: Der Baum der Erkenntnis (Die biologischen Wurzeln menschlichen Erkennens) (1987); Bern/ München (Goldmann Taschenbuch), S.56
Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Autopoiesis


Selbststeuerung, Selbstorganisation lernender Systeme, z.B. des Gehirns als eines operational geschlossenen selbstreferenziellen, d.h. selbständigen Systems, die eine eigene Dynamik entwickeln und betrieben. Systeme, die sich lernend an neue Entwicklungen anpassen; Schlüsselbegriff des Konstruktivismus. Autopoiesis verweist auf ein neues Paradigma gegenüber dem bisherigen Planungs- und Steuerungsdenken.

Humberto Maturana sagte:

"Das Konzept der Autopoiesis verwende ich, um das Schlüsselmerkmal des Lebendigen zu beschreiben, das ist alles. Wenn es nicht um dieses Problem, sondern um andere Themen geht, dann gibt es aus meiner Sicht auch keinen Anlass, das Wort zu verwenden und über Autopoieseis zu sprechen."


Das Gehirn wird in der Neurobiologie, insbesondere von Gerhard Roth und Humberto Maturana, als ein operational geschlossenes System verstanden, das in seiner Funktionsweise weitgehend autonom und auf sich selbst bezogen operiert.

Früher ging man davon aus, dass das Gehirn entweder ein Abbild der Wirklichkeit repräsentiere, Sinnesdaten in sich aufnehme oder Informationseinheiten verarbeite. Die neueren Gehirnforschungen zeigen jedoch zweierlei:

Erstens, dass der sensorische Input im Vergleich zur internen Dyamik der Gehirnoperationen relativ gering ist. Für das Sehen lässt sich das Verhältnis so charakterisieren, dass einer einzigen Reizung einer Retinaganglienzelle etwa 100.000 Entladungen zentraler Neuronen gegenüberstehen. Für das Hören ist dieses Verhältnis noch dramatischer. Einer einzigen Reizung der inneren Haarzellen stehen etwa 16 Millionen zentraler Neurone zur Auswertung auditorischer Perturbationen gegenüber. Dieses enorme Ungleichgewicht hat Forscher wie Roth und Maturana zur Konzeption des Gehirns als eines operational geschlossenen Systems geführt.

Man hat daher das selbstreferentielle Operieren des Gehirns mit dem Begriff der Autopoiesis bezeichnet.

Für das Gehirn bzw. das Universum unserer Vernunft bedeutet dies, dass das denkende System ein operational geschlossenes System in einem lebenden Organismus ist, das einen sehr selekiven Kontakt zur Aussenwelt besitzt. Es produziert seine Eigenzustände als seine Eigenzustände zu einem grossen Teil nur unter Bezugnahme auf vorhergehende Eigenzustände. In der kontinuierlichen, autopoietischen Produktion und Reproduktion von denkenden Eigenzuständen bilden sich bestimmte, regelmässig wiederkehrende Interaktionsmuster oder sog. Konnektivitäten aus, die wir als Beobachter in einer phänomenalen Beschreibung als Gewohnheiten, kognitive Stile, Verhaltensweisen, Einstellungen, Werthaltungen, Überzeugungen, etc. bezeichnen können.